Lufthansa nutzt seine wahre Alleinstellung aus und bekennt sich endlich zu deutschen Sekundärtugenden

Mit etwas Genugtuung habe ich den neuen Imagefilm der Lufthansa gesehen, der die stereotypischen Sekundärtugenden der Deutschen – Pünktlichkeit, Perfektionismus etc. – als Vorteil der Lufthansa herausstellt. Vor einigen Jahren hatte ich dem damaligen LH Marketing Director genau das Gleiche empfohlen und vorgeschlagen, sogar noch weiter zu gehen: die positiven Auswirkungen dieser Tugenden auf die Sicherheit bei der LH sollten mitkommuniziert werden. Ich habe damit keinen Erfolg gehabt. Sein Gegenargument damals war, dass Flugzeugpassagiere nicht an die Tatsache erinnert werden sollten, dass Lufthansa aus Deutschland kommt (als ob sie das vergessen würden,) weil das Land für schlechten, unpersönlichen Service steht und das möchte keiner. Sein Argument hatte mich damals nicht überzeugt und der neue Film ist für mich der Beweis dafür, dass seine Bedenken grundlos waren. Auch wenn seine Bedenken nicht grundlos waren, überwiegen die positiven Tugenden, insb. im Hinblick auf eine Fluglinie.

Für den Vielflieger erscheinen allerdings Teile des Films etwas zu idealistisch: der Frankfurter Flughafen sieht nur an Streiktagen so leer aus und freie Sitze sind selbst in der Business Class eine Seltenheit geworden. Ein echtes Fragezeichen muss aber langsam bei dem Claim „Nonstop you“ aufkommen: das absichtlich emotionale Wortspiel mit wenig Inhalt passt gut zu den 99 Euro-Angeboten, aber zusammen mit einem Grand Hotel bewohnenden Bordeaux Genießer aus Frankreich wirkt es wie ein Fremdkörper. Aber da die Wirkung von Claims überschätzt wird, dürfte das von dem Erfolg der Kampagne nichts wegnehmen.