Uhu verliebt sich in die Umsetzung – und vergisst dabei die Zielgruppe

Eigentlich muss man froh sein, wenn ein Produkt, wie Klebstoff, wieder im TV beworben wird – die Kategorie hat schon sehr kreative Werbung hervorgebracht und die Latte hängt hoch. Vielleicht erklärt der Druck, „kreativ“ zu sein auch, warum der neue UHU-Sekundenkleber-Spot zwar witzig anzusehen ist, aber die Zielgruppe, die ihn kaufen soll, so widersprüchlich darstellt.

Der Film zeigt eine Mutter bei einem Me-Moment, der von einem höllischen Schrei unterbrochen wird – der Schatten eines gefährlichen Dinos droht. Wie eine Netflix-Serie Superheldin landet sie mit einer seitlichen Rolle bei der Schublade, wo alles Nützliche aufbewahrt wird, um den Sekundenkleber zu holen. Weil sie aber leider noch Parkour-Anfängerin ist, fliegt alles in der Schublade zuerst auf den Boden – welch ein Glück, weil dadurch ein früher Packshot einbaut werden kann. Klebstoff gerettet, eilt sie zu ihrem aufgelösten Kind und leistet Dinohals-Chirurgie, um das Spielzeug wieder heil zu machen – Botschaft: „Wenn jede Sekunde zählt“. Na gut.

Abgesehen von den vielen Ungereimtheiten in dem Spot, werden die Mütter/ die Zielgruppe ganz merkwürdig porträtiert: einerseits könnte man meinen, dass die Frau sich fast bei der GSG9 bewerben könnte – andererseits lässt sie sich von ihrem kleinen Sohn Rex so tyrannisieren, dass sie keine Sekunde verlieren möchte, um seinen Wutanfall wieder zu beenden. Reaktionsstark ja, aber alles andere als souverän und nicht so „konsequent“, wie die Macher behaupten.

Man hat das Gefühl, dass zu viele Männer bei der Entwicklung des Spots involviert waren und zu wenige Konsumentinnen dazu befragt wurden. Der Film wird allerdings auch international eingesetzt – wer weiß, vielleicht ticken die Frauen in anderen Ländern anders.