Kein Sechser für den Lotto- und Toto-Block

Die Strategen der Agenturen, die bei dem Pitch für den Lotto- und Toto-Block keinen Erfolg hatten, werden sich beim Anschauen der neuen Kampagne wahrscheinlich ratlos zeigen. Anstatt auf einem der zahlreichen Gründe, warum Menschen Lotto spielen oder nicht spielen, aufzusetzen, hat man die weise Entscheidung getroffen, sie alle einfach zu ignorieren. 

Die Gewinner-Agentur wird allerdings so zitiert, als ob sie doch auf einen Insight gesetzt hätte. “Jeder Mensch hat ganz bestimmte Zahlen, die für ihn wichtig sind: Ob nun der Geburtstag der Kinder, der gemeinsame Jahrestag oder die persönliche Bestzeit. Hinter jeder Zahl steckt eine Geschichte. Und diese Emotionen entscheiden mit, bei welcher Zahl ich auf meinem nächsten Lottoschein ein Kreuzchen setze.”*

Das klingt sehr emotional und stimmt natürlich, es ist aber ein Insight darüber, wie Menschen, die Lotto spielen, ihre Zahlen aussuchen – leider irrelevant, wenn man mehr Lottospieler gewinnen oder aus Gelegenheitsspielern Intensivspieler machen möchte. Und warum sonst investiert der Lotto- und Toto-Block in Werbung?

Die neue Kampagne wird von der verantwortlichen „Vorsitzenden des Werbeausschusses“ des Blocks etwas anders, aber nicht überzeugender erklärt:

“Lotto steht für Zahlen. Blumberry hatte die überzeugende Idee, unsere 49 Zahlen mit Erlebnissen zu verbinden und so einen emotionalen Zugang zu schaffen.” Wirklich?

Lotto steht hauptsächlich für die Hoffnung, das eigene Leben entscheidend zu verändern bzw. die Kontrolle über sein eigenes Machen und Tun zurück zu gewinnen. Es geht nur nebenbei um Zahlen. Wenn man auf 6 aus 49 Frauennamen, Farben oder Biermarken setzen müsste, würde das Spiel auch funktionieren.

Es ist dieser Wunsch nach dem lebensverändernden Jackpot, der den emotionalen Zugang zu Lotto ermöglicht, nicht die plötzliche Erinnerung, dass Onkel Thomas früher in der zweiten Bundesliga mit der Nr. 6 gespielt hat und dass man das sofort mit einem Kreuzchen auf einem Lottoschein verewigen sollte.

 

*Blumberry erklärt natürlich nebenbei die ganze Geschäftsidee von Faber und Co. Mit den Zahlen 32 – 49 verbindet man viel weniger Emotionales als mit 1 – 31.